Insel hält inne Borkum gedenkt der Opfer von Krieg und Gewalt
Zum Volkstrauertag am Sonntag hat auch Borkum an die Kriegsopfer auf aller Welt erinnert. Bildungsreferent Andreas Langkau fand in seiner Rede eindringliche Worte.
Borkum - Fast zwei Jahre Stille. So lange würde es dauern, wenn für die geschätzt eine Million ukrainischer und russischer Soldaten, die (bis jetzt) im Krieg zwischen beiden Ländern gefallen sind oder schwer verletzt wurden, jeweils eine Schweigeminute abgehalten würde. Auf diese Dimension hat Andreas Langkau, Bildungsreferent der katholischen Pfarrgemeinde Maria Meeresstern, bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag hingewiesen.
Auch am Borkumer Kriegerdenkmal hielten die Teilnehmenden – darunter unter anderem Vertreter von Stadt und Politik, Feuerwehr, Jungsverein und DGzRS – am Sonntag 60 Sekunden lang inne, um an die Opfer von Krieg und Gewalt zu erinnern. Denn: „Stand nicht hinter jedem Namen, der hier am Denkmal verzeichnet ist, ein Mensch mit seinem Leben und seinen Hoffnungen, mit seiner Liebe zu Menschen und seinen stillen Ängsten? Hinter jedem Namen hier verbirgt sich gelebte Geschichte Borkums, für viele hier auch konkrete Familiengeschichte“, sagte Langkau.
Kein Richten über gute und böse Soldaten
Wolle man jedem toten und vermissten Borkumer Soldaten im 1. Weltkrieg „eine Minute, seine Minute, widmen, blieben wir eine Stunde und 15 Minuten still. Für die 322 gefallenen und vermissten Borkumer des 2. Weltkrieges und die sieben ermordeten Amerikaner schwiegen wir dann über fünf Stunden“, führte der Bildungsreferent weiter aus.
Der Volkstrauertag richte nicht über gute und böse Soldaten. „Wenn überhaupt, richtet er über eine Menschheit, die sich bis heute weiterhin gegenseitig abschlachtet und über die Toten hinaus Millionen und Millionen Witwen und Waisen produziert, Verzweifelte und Traumatisierte hervorbringt, Heimatlose, Flüchtende und nach Vergeltung dürstende Nachkommen.“ All diese Frauen, Männer und Kinder litten länger als jeder getroffene Soldat im Schützengraben. Der Volkstrauertag solle aber auch sensibilisieren „für Strukturen, ja auch schon für die Anfänge von Gewalt, Ungerechtigkeit und Unfrieden vor Ort, in unserem Land und in der Welt“.