Vogelzug in Ostfriesland Kleiner Knutt führt spektakuläre Schwarm-Formationen in der Luft auf

Melanie Hanz
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Von Melanie Hanz
| 01.10.2024 14:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Vogelschwärme – wie hier von Knutts, Alpenstrandläufern und Sandregenpfeifern – illustrieren den Artenreichtum, der insbesondere während der Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zu bestaunen ist. Foto: Gundolf Reichert /NLPVW
Vogelschwärme – wie hier von Knutts, Alpenstrandläufern und Sandregenpfeifern – illustrieren den Artenreichtum, der insbesondere während der Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zu bestaunen ist. Foto: Gundolf Reichert /NLPVW
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Vom 12. bis 20. Oktober 2024 finden die 16. Zugvogeltage im Nationalpark Wattenmeer statt. Der Knutt steht im Mittelpunkt.

Ostfriesland - Er ist eher unscheinbar, klein und grau. Doch wenn er in riesigen Schwärmen ins Wattenmeer einfällt, um Kraft zu tanken für den Weiterflug, ist er nicht mehr zu übersehen: Der Knutt ist ein begeisternder Flugkünstler und die Flugformationen der Knutt-Schwärme sind atemberaubend.

Der Knutt als Titelvogel

Der Knutt wird auch Islandstrandläufer genannt. Seinen Namen soll er von dem anglo-skandinavischen König Knut der Große aus dem 11. Jahrhundert haben, dessen Leibspeise er gewesen sein soll. Foto: Ralph Martin
Der Knutt wird auch Islandstrandläufer genannt. Seinen Namen soll er von dem anglo-skandinavischen König Knut der Große aus dem 11. Jahrhundert haben, dessen Leibspeise er gewesen sein soll. Foto: Ralph Martin
Der Knutt steht im Mittelpunkt der 16. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Vom 12. bis 20. Oktober 2024 widmen sich dann mehr als 250 Veranstaltungen in ganz Ostfriesland und auf den Inseln dem Herbst-Vogelzug. Denn Tausende von Zugvögeln aus dem hohen Norden nutzen jetzt im Herbst das Wattenmeer, um sich zu erholen und für die Weiterreise in den Süden zu stärken. Der Knutt kommt aus Grönland, Kanada und Sibirien an die Nordseeküste. Etwa 31.600 Knutts rasten jedes Jahr in Niedersachsen, um dann in die Überwinterungsgebiete entlang der Küste Westafrikas weiterzufliegen. Infos zum Knutt: www.nationalpark-wattenmeer.de/wissensbeitrag/knutt/

Das Programm der Zugvogeltage

Beim konzentrierten Seawatching konnte das Wangerooger Aviathlon-Team in den vergangenen Jahren viele Hochseevögel "verbuchen". Foto: M. Heckroth
Beim konzentrierten Seawatching konnte das Wangerooger Aviathlon-Team in den vergangenen Jahren viele Hochseevögel "verbuchen". Foto: M. Heckroth
Das Programm der Zugvogeltage reicht von Wattwanderungen und Vogelexkursionen über Vorträge und Kunstaktionen bis zu Theater- und Konzertabenden für Kinder und Erwachsene. Hinzu kommt die große Zugvogel-Malaktion für Kinder. Höhepunkt und Abschluss der Zugvogeltage ist das Zugvogelfest am Sonntag, 20. Oktober 2024, im Haus des Gastes in Horumersiel.
Die Teilnahmeregionen des Aviathlons: An Küste und Inseln Ostfrieslands gilt es, Vogelarten zu zählen. Grafik: Nationalpark-Verwaltung
Die Teilnahmeregionen des Aviathlons: An Küste und Inseln Ostfrieslands gilt es, Vogelarten zu zählen. Grafik: Nationalpark-Verwaltung
Wie jedes Jahr werden dort die Fotos der Kinder-Aktion ausgestellt und der Sieger des Aviathlons bekanntgegeben.

Aviathlon: Das große Vogelzählen

Während der Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer findet auch wieder der Aviathlon statt: Jede Vogelart zählt und alle können mitmachen – das ist das Motto des großen Vogelzählens. Vom 12. bis zum 19. Oktober 2024 treten die Ostfriesischen Inseln (plus Insel Neuwerk) und die Festlandsregionen an Niedersachsens Küste gegeneinander an. Dabei geht es nicht nur um Ruhm und Ehre für die jeweilige Regionen, sondern auch darum, die Vogelarten im Nationalpark Wattenmeer zu erfassen.

Die Insel und Festlandsregion, die am Ende die meisten Vogelarten für sich verbuchen kann, gewinnt. Im vergangenen Jahr verteidigte Cuxhaven mit 171 Vogelarten den Titel bei den Festlandsregionen. Wangerooge verteidigt den Titel in der Inselwertung mit 166 Arten.

Und so funktioniert es: Alle bei ornitho.de eingetragenen (und akzeptierten) Vogelarten werden automatisch der Region zugeordnet, aus der die Beobachtung stammt. Der aktuelle Zwischenstand kann live mitverfolgt werden, abgesehen vom letzten Samstag des Aviathlons. Zudem gibt es täglich einen Bericht über den Verlauf und über die Highlights des Wettstreits. Der Aviathlon wird in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) durchgeführt.

Die Regeln:

  • Zwischen Samstag, 12. Oktober 2024 (00:00 Uhr), und Samstag, 19. Oktober 2024 (23:59 Uhr) Vogelarten suchen und
  • bei ornitho.de oder mit der kostenlosen ornitho-App „NaturaList“ eintragen (alternativ mittels Artenliste bei einer Sammelstelle)
  • Jede (akzeptierte) Meldung wird automatisch der jeweiligen Region zugeordnet
  • Den Zwischenstand hier live mitverfolgen – ausgenommen am letzten Samstag des Aviathlons
  • Die Auflösung und Ehrung findet auf dem Zugvogelfest am 20. Oktober 2024 in Horumersiel statt.

Die Anmeldungen für die verschiedenen Angebote laufen, Programmhefte liegen in den Nationalpark-Häusern, in Rathäusern, Bibliotheken, bei den Volkshochschulen und Tourist-Infos aus. Das Programm ist zudem im Internet zu finden: www.zugvogeltage.de

Der Knutt und der Klimawandel

Ein Thema der Zugvogeltage ist der Klimawandel: Der Knutt spürt die Auswirkungen bereits deutlich, so die Vogel-Experten der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer: Vor allem der Bestand der in Sibirien brütenden Vögel hat bereits stark abgenommen. Neben einer Verschlechterung der Nahrungsqualität durch das wärmere Nordseewasser müssen sie vor allem mit der Temperaturverschiebung in Sibirien kämpfen. Die Schneeschmelze setzt dort mittlerweile so früh ein, dass die jungen Knutts nicht mehr zum optimalen Zeitpunkt schlüpfen. Das führt dazu, dass weniger Futter zu finden ist, die Jungtiere langsamer wachsen und im Vergleich zu früher kleiner sind, wenn sie im afrikanischen Winterquartier ankommen. Und das wiederum mindert ihre Überlebenschancen dort, so die Nationalpark-Verwaltung.

Aus seinen Brutgebieten in Sibirien, Grönland und Alaska fliegt der Knutt im Herbst nach West- und Südafrika zum Überwintern. Im Frühjahr kehrt er zurück. Dreh- und Angelpunkt ist das Wattenmeer der Nordsee. Grafik: Nationalpark-Verwaltung
Aus seinen Brutgebieten in Sibirien, Grönland und Alaska fliegt der Knutt im Herbst nach West- und Südafrika zum Überwintern. Im Frühjahr kehrt er zurück. Dreh- und Angelpunkt ist das Wattenmeer der Nordsee. Grafik: Nationalpark-Verwaltung

Blick nach Mauretanien

Wüste trifft auf Meer an der Banc d'Arguin in Mauretanien: Der Nationalpark ist Überwinterungsgebiet vieler Zugvögel, die jetzt im Wattenmeer rasten. Foto: Odile van Asperen/Unesco
Wüste trifft auf Meer an der Banc d'Arguin in Mauretanien: Der Nationalpark ist Überwinterungsgebiet vieler Zugvögel, die jetzt im Wattenmeer rasten. Foto: Odile van Asperen/Unesco
Weil die Zugvögel Kontinente und Länder verbinden, blicken auch die Zugvogeltage Jahr für Jahr in ein Land oder eine Region entlang der sogenannten Ostatlantischen Vogelzugroute der Wattenmeer-Vögel. Bei den 16. Zugvogeltagen steht Mauretanien mit dem Nationalpark und Unesco-Weltnaturerbe Banc d’Arguin im Mittelpunkt. An der Banc d’Arguin trifft die Sandwüste Mauretaniens auf den Atlantik – ähnlich dem Wattenmeer wird die Küste durch Wind, Wellen und Sand geprägt. Zusätzlich sind große Wattflächen mit Seegras bewachsen. Die insgesamt 500 Quadratkilometer großen Wattflächen der Banc d’Arguin bieten Nahrung für bis zu 2,7 Millionen überwinternde Wat- und Wasservögel. Das mache sie zum wichtigsten Überwinterungsgebiet entlang des Ostatlantischen Zugwegest, so die Nationalpark-Verwaltung. Mehr zum Nationalpark Banc d’Arguin: https://whc.unesco.org/en/list/506/

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