Kultur auf Norderney Hoch für Touris, Platt für Insulaner

Doris Zuidema
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Von Doris Zuidema
| 29.09.2024 12:39 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Das Foto zeigt die Döntje-Singers Norderney (von links): Johann Rosenboom, Frank Hinrichs, Uwe Rosenboom, Bent Rass, Sven Heiden, Sascha Heiden, Tobias Germer, Eilt Wessels, Frank Sauerberg, Andreas Morgenstern, Jörn Namuth, Martin Pohl, Gerhard Kleemann, André Ebbighausen, Harald Deckena, Wolfgang Visser, Gerd Kleemann und Ralf Temme. Nicht auf dem Foto sind Heye Bakker und Menno Ufen. Foto: Martin Pohl
Das Foto zeigt die Döntje-Singers Norderney (von links): Johann Rosenboom, Frank Hinrichs, Uwe Rosenboom, Bent Rass, Sven Heiden, Sascha Heiden, Tobias Germer, Eilt Wessels, Frank Sauerberg, Andreas Morgenstern, Jörn Namuth, Martin Pohl, Gerhard Kleemann, André Ebbighausen, Harald Deckena, Wolfgang Visser, Gerd Kleemann und Ralf Temme. Nicht auf dem Foto sind Heye Bakker und Menno Ufen. Foto: Martin Pohl
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Die „singenden Geschichtenerzähler“, die Döntje-Singers Norderney, schneidern bei Auftritten ihr Programm auf das Publikum zu. Eine Pointe auf Plattdeutsch kann nur verstehen, wer die Sprache kann.

Norderney - „Wir sind kein Shanty-Chor. Wir sind singende Geschichtenerzähler“, sagt Gerd Kleemann. Er ist Vorsitzender der Döntje-Singers Norderney, die jeden Montagabend in den Räumen seines Bauunternehmens proben.

Proben sind ernst und lustig zugleich

Die Songs der Döntje-Singers sind eine bunte Mischung. Die Musik ist ein Mix aus Schunkelwalzer, Marsch, Folk und Pop. Die Texte, mal auf Hochdeutsch, mal auf Platt, sind vorwiegend witzig, manchmal auch besinnlich und nachdenklich.

Die Stimmung bei den Proben ist ebenso abwechslungsreich: Da wird gefrotzelt, auf die Schippe genommen und viel gelacht. Da sind aber auch alle still, damit André Ebbighausen, der musikalische Leiter, dem Gesang seiner Männer ganz genau lauschen kann. Er hört jeden Missklang heraus, lässt nochmals vorsingen und verbessert. Alle wollen es gut machen.

Gerd Kleemann (von links), Wolfgang Visser und André Ebbighausen bei einem Auftritt. Foto: Martin Pohl
Gerd Kleemann (von links), Wolfgang Visser und André Ebbighausen bei einem Auftritt. Foto: Martin Pohl

An diesem Probenabend Mitte August wird für den Jubiläumsauftritt am darauffolgenden Wochenende in der Konzertmuschel auf dem Kurplatz geprobt, und die Männer sind hochkonzentriert bei der Sache. Bass, Bariton, Tenor: André Ebbighausen probt mit jeder Stimme einzeln und begleitet die Sänger auf dem Akkordeon. Er ist erst zufrieden, wenn jeder Ton sitzt. „Wenn ihr leise singen sollt, dürft ihr aber nicht zugleich langsamer werden“, ermahnt er seine Crew aus 18 Männern.

Jeder Sänger übernimmt einen Solopart

Dann werden alle Stimmen zusammengeführt, begleitet von Gerd Kleemann als weiterem Akkordeonspieler und den beiden Gitarristen Ralf Temme und Wolfgang Visser. Und wenn einer mal patzt, wird ein kurzes Grinsen mit dem Chorleiter gewechselt. Gemerkt. Nicht so schlimm. Nächstes Mal besser, bedeutet der Blick.

Jeder der Männer im Chor übernimmt bei je einem Lied den Solopart und singt ins Mikro. Die anderen machen den Background-Gesang.

Notenheft mit Songs zum 40-Jährigen erschienen

„Seit André erneut zu uns gestoßen ist, singen wir wieder mehrstimmig. Und er hat für uns alle die Noten geschrieben“, berichtet der zweite Vorsitzende Uwe Rosenboom. Und Gerd Kleemann ergänzt: „Ich hatte mir immer ein Notenheft gewünscht. Jetzt, zum 40-jährigen Jubiläum der Döntje-Singers, ist der Wunsch endlich in Erfüllung gegangen. André ist der professionellste Hobbymusiker, den ich kenne.“

Tatsächlich hatte der 1963 auf Norderney geborene Ebbighausen als junger Mann sogar mit einer Karriere als Berufsmusiker geliebäugelt. Doch es kam anders: Für den Beruf wechselte er den Wohnsitz. 1997 zog er nach Juist, später nach Oldenburg. Doch seit rund eineinhalb Jahren hat ihn seine Heimatinsel wieder – und ebenso seine Döntje-Singers.

Da zeigen die Schlipse, woher der Wind weht: Die Döntje-Singers haben mehrere CDs herausgebracht und lassen sich immer mal wieder fotografieren. Foto: Martin Pohl
Da zeigen die Schlipse, woher der Wind weht: Die Döntje-Singers haben mehrere CDs herausgebracht und lassen sich immer mal wieder fotografieren. Foto: Martin Pohl

Die meisten Texte stammen aus der Feder von Norderneyern, beispielsweise das lustige „Möwenschrei“, das davon handelt, dass die weißen Vögel den Strandbesuchern gerne das Essen klauen und ihnen auf den Kopf kacken. Oder das „Klootschkeeterleed“, das auf launige Art die Leidenschaft der Norderneyer für den Boßelsport erklärt. Oder das besinnliche „Teewater kaakt“, bei dem man tatsächlich meint, einen summenden Teekessel aus dem Gesang der Männer herauszuhören. Einige Texte sind schon sehr alt, stammen aus der Gründungszeit.

Noch zwei Konzertein diesem Jahr

Die Döntje-Singers geben etwa sieben, acht Konzerte im Jahr. Manchmal treten sie zusätzlich auf Benefizveranstaltungen von anderen Vereinen auf. Für ihre Auftritte wählen sie unterschiedliche Programme aus – je nachdem, ob sie für Einheimische oder für Gäste singen. „In unseren lustigen Lieder gibt es ja immer Pointen. Um die auf Plattdeutsch zu verstehen, muss man auch Platt können“, sagt Gerd Kleemann. „Für die Touristen wählen wir darum lieber Lieder auf Hochdeutsch“, erläutert er.

Volles Haus: Die Auftritte der "singenden Geschichtenerzähler" sind legendär. Foto: Martin Pohl
Volles Haus: Die Auftritte der "singenden Geschichtenerzähler" sind legendär. Foto: Martin Pohl

Wer die lustige Sängertruppe – Motto: „Lied und Humor für jedes Ohr“ – in diesem Jahr noch einmal live erleben möchte, hat dazu noch zwei Gelegenheiten: Am Montag, 21. Oktober, und am Mittwoch, 30. Oktober, treten die Döntje-Singers jeweils ab 20 Uhr im Conversationshaus auf Norderney auf.

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