Serie „Beziehungskiste“ Ammerländer überfordert – Partnerin hat Brustkrebs

Ute Nobel
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Von Ute Nobel
| 14.02.2024 09:28 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Eine schlimme Diagnose kann auch Angehörige verzweifeln lassen. Foto: Adobe Stock/ARAMYAN
Eine schlimme Diagnose kann auch Angehörige verzweifeln lassen. Foto: Adobe Stock/ARAMYAN
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Harald kann mit der Krebsdiagnose seiner Partnerin nicht umgehen – und denkt sogar über Trennung nach. Ein Arzt aus Uplengen gibt Rat, im Kampf für die Liebe und gegen den Brustkrebs.

Ostfriesland/Ammerland - In unserer Serie Beziehungskiste geben Experten Lesern und Leserinnen Rat. Heute hat Marion (Name von der Redaktion geändert), 51 Jahre alt, aus dem Ammerland eine Frage für ein befreundetes Paar:

Ich bitte um Rat für einen Freund, weil er vermutlich nicht den Mut hätte, sich selbst zu melden. Er heißt Harald und ist 58 Jahre alt. Seine Partnerin ist an Brustkrebs erkrankt. Nicht nur die Diagnose an sich stellt das Paar vor große Herausforderungen. Harald weiß nicht, wie er mit dieser neuen Situation umgehen soll. Er will ihr helfen, hat aber selbst auch große Angst vor der Zukunft. Er möchte ihr in dieser schwierigen Zeit aber nicht auch noch mit seiner eigenen Angst und Panik zur Last fallen und spricht deshalb nicht darüber. Es geht sogar soweit, dass er schon über eine Trennung nachgedacht hat, weil er befürchtet, für sie nicht stark genug zu sein.

Antwort von Allgemeinmediziner Sandro Cotterli

Moin Marion, hallo Harald. Eine Krebsdiagnose zu erhalten, (ob für einen selbst oder bei einer nahestehenden Person) ist immer ein Schlag tief in die Seele, der einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Das Wichtigste ist in dieser Situation aber so schnell wie möglich wieder aufzustehen! Eine Krebsdiagnose bedeutet heutzutage nicht unbedingt mehr das unmittelbare Ende. Sehr viele Fälle können geheilt werden, oder das Leben verlängert und die Lebensqualität verbessert oder erhalten werden.

Chemotherapie ist nicht mehr der „Horror“, Nebenwirkungen können behandelt werden und die Immuntherapie hat die Prognose und die Therapieansätze vieler Tumore in der letzten Zeit deutlich verändert und verbessert. Der Mut und das Durchhaltevermögen des Patienten ist ebenfalls wichtig, denn natürlich ist die Therapie trotzdem körperlich belastend und die Situation auf die Seele drückend.

Beziehungskiste

So sehr wir uns auch wünschen, dass es in Beziehungen immer harmonisch läuft: In der Realität kriselt es eben doch immer mal wieder im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Hier wollen unsere Experten in der Serie Beziehungskiste helfen. Habt Ihr Fragen oder Konflikte, für die Ihr einen Rat sucht? Oder benötigt ihr einen Rat für einen Freund oder eine Verwandte? Die gestellte Frage besprechen wir dann mit einem der Experten und veröffentlichen Frage und Antwort (wenn gewünscht auch anonymisiert) jeden Mittwoch in unserer Zeitung und auf unseren Webseiten. Alle Zuschriften werden selbstverständlich sensibel behandelt. Schreibt uns gerne an beziehungskiste@zgo.de oder stellt Eure Frage ganz einfach hier:

Angehörige und Freunde können einfach nur für Betroffenen da sein

Und hier spielen Sie eine große Rolle, lieber Harald und liebe Marion. Sie müssen nicht „stark“ sein. Sie müssen nur da sein. Sie dürfen mitweinen und mitfühlen. Aber Sie dürfen auch Mut zusprechen und eventuell auch einfach mal schweigend daneben sitzen. Es darf abgelenkt werden, Spaß gehabt werden oder auch über die ernste Situation geredet werden. Und selbstverständlich dürfen Sie sich auch mal zurückziehen, wenn es Ihnen zu viel wird.

Hilfe gibt es natürlich auch beim Hausarzt, der beratend tätig sein kann, aber auch für den Patienten und/oder die Angehörigen seelisch unterstützend da ist. Es gibt im Ammerland zum Beispiel auch den Verein Freundeskreis Brustgesundheit (erreichbar unter: www.freundeskreis-brustgesundheit.de), der für Betroffene und Angehörige ein Hilfsangebot bietet.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen in der Kürze ein bischen Licht in die dunkle Situation bringen. Eine Prognose in der Medizin ist oftmals wie Glaskugel lesen und führt zu nichts. Lassen Sie sich von den Spezialist*innen und Ärzt*innen beraten, nehmen Sie Hilfsangebote an und reden Sie offen miteinander.

Viele Grüße

Sandro Cotterli

Allgemeinmediziner Sandro Cotterli Foto: Privat
Allgemeinmediziner Sandro Cotterli Foto: Privat

Sandro Cotterli ist nach eigenen Angaben Landarzt aus Leidenschaft. „Deswegen ist die ganzheitliche Betrachtung des Menschen meine tägliche Aufgabe“, sagt er. Er hat eine eigene Praxis in Detern, davor war er als Arzt in der Ammerlandklinik tätig. „Der enge Kontakt mit Menschen und das Begleiten von kurz nach der Geburt bis hin zum Tod und aller Lebenslagen dazwischen ist die Erfüllung meiner Arbeit“, sagt Cotterli. Auf die neue Serie sei er gespannt. „Ich freue mich auf eine etwas andere Art, mit Menschen in Kontakt zu treten und eventuell hierrüber mit Rat zur Verfügung zu stehen.“

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