Appell an Deutschland und Niederlande Unesco warnt vor Öl- und Gasförderung im Wattenmeer

Florian Ferber
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Von Florian Ferber
| 20.09.2023 12:32 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Unesco und Umweltschützer sehen das Weltnaturerbe Wattenmeer bedroht. Foto: Sina Schuldt/dpa
Unesco und Umweltschützer sehen das Weltnaturerbe Wattenmeer bedroht. Foto: Sina Schuldt/dpa
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Die Welterbe-Kommission der Unesco fordert, von Probebohrungen und einem weiteren Vorantreiben solcher Projekte Abstand zu nehmen. Zu den kritisierten Gasvorhaben zählt auch jenes vor Borkum.

Borkum/Riad - Die UN-Kulturorganisation Unesco hat Deutschland und die Niederlande gedrängt, von einer Öl- und Gasförderung sowie der Salzgewinnung im zum Welterbe erklärten Wattenmeer und seiner direkten Umgebung abzusehen. Die Rohstoffgewinnung sei mit dem Welterbe-Status des Wattenmeers unvereinbar, erklärte die Welterbe-Kommission der Unesco während ihrer laufenden Sitzung im saudi-arabischen Riad. Von Probebohrungen und einem weiteren Vorantreiben solcher Projekte solle Abstand genommen werden. Beim Anlegen neuer Stromleitungen zu Offshore-Windparks müssten Maßnahmen zum Schutz des Wattenmeers getroffen werden, mahnte die Unesco an.

Zu den kritisierten Vorhaben zählt das Gasförderprojekt „GEMS – Gateway to the Ems“ in unmittelbarer Nähe des Welterbes vor der Emsmündung und den Inseln Borkum und Schiermonnikoog. Auch das Ternaard-Gasprojekt gehört dazu, bei dem vom niederländischen Festland aus ein Gasfeld unter dem Wattenmeer angebohrt werden soll. Zudem gibt es in den Niederlanden eine Genehmigung zur Förderung von 32 Millionen Tonnen Salz unter dem Wattenmeer.

Unter den Füßen einer „fossilen Lobby“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die niederländische Umweltorganisation Waddenvereniging und World Heritage Watch forderten nach der kritischen Stellungnahme der Unesco den sofortigen Stopp von umwelt- und klimaschädlichen Projekten im Wattenmeer. „Eine weltweit einzigartige Landschaft gerät unter die Füße der fossilen Lobby und die zuständigen Regierungen schauen tatenlos zu“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner, der auch schon persönlich auf Borkum gegen die Erdgasförderung protestiert hat. Unter dem Deckmantel der Energiekrise wolle man neue fossile Bohrungen im Wattenmeer erlauben, die Projekte aber seien für die Energiesicherheit nicht nötig und gefährdeten den Klima- und Artenschutz.

„Neue Bergbauprojekte werden zur fortschreitenden Absenkung des Meeresbodens beitragen, die Nutzung fossiler Brennstoffe wird den fortschreitenden Klimawandel und den Anstieg der Meeresspiegel verstärken“, meinte der Sprecher der Waddenvereniging, Frank Petersen. „Das Wissen, dass dies in klarem Widerspruch zum Erhalt des Welterbe-Status steht, sollte der niederländischen Regierung ein glasklares Signal sein, solche Projekte nicht mehr zuzulassen.“

Meta Janssen-Kucz begrüßt und teilt die Kritik

Auch Meta Janssen-Kucz (Wahlkreis Leer/Borkum), umweltpolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im niedersächsischen Landtag, äußerte sich am Mittwochmittag zum Thema: „Ich begrüße und teile die Kritik der Unesco an der Öl- und Gasförderung im Weltnaturerbe Wattenmeer. Ebenso wie verschiedene deutsche und niederländische Umweltverbände habe ich als Umweltpolitikerin und Insulanerin schon im Mai 2022 die Unesco auf die geplanten Gasförderungen sowie die Auswirkungen auf das Weltnaturerbe Wattenmeer und auf die Insel Borkum hingewiesen.“

Wenn die Unesco sich so klar positioniere und die Niederlande und Deutschland öffentlich kritisiere, müsse dies bei allen Beteiligten endgültig zum Umdenken führen: „Keine Erdgasförderung vor Borkum durch One-Dyas, ein Stopp des Verfahrens ist überfällig.“ Die Schäden für den Nationalpark Wattenmeer, für die Menschen sowie für Flora und Fauna wären zu hoch, es entstünden irreparable Schäden. „Außerdem ist ganz klar, dass die Erdgasförderung vor Borkum nicht dazu dient, die Energiesicherheit akut sicherzustellen. Im Sinne des Klimaschutzes brauchen wir stattdessen alle Anstrengungen für mehr Investitionen in die erneuerbaren Energien“, so Meta Janssen-Kucz.

Die mündliche Verhandlung der Klage der Stadt Borkum sowie deutscher und niederländischer Umweltverbände gegen das One Dyas-Gasförderprojekt findet am Donnerstag, 28. September, im Justizpalast von Den Haag statt.

Mit Material von DPA

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