Sanierung und Denkmalschutz Überraschungen bei Sanierung vom Freepsumer Kultur-Gulfhof


Nicht nur die neue PV-Anlage auf dem Dach des Gulfhofes in Freepsum überrascht. Auch bei den Fenstern gab es unter der äußersten Farbschicht eine Überraschung.
Freepsum - Es ist dicht und liefert Energie: Nach mehreren Wochen Bauzeit ist das Dach des Kultur-Gulfhofes in Freepsum saniert. Und auch eine Photovoltaik-Anlage ist wieder installiert. Das sollte eigentlich gar nicht möglich sein, hieß es lange. Aber das ist nicht die einzige Überraschung.
Was und warum
Darum geht es: Weil Holger Rodiek an seinem Gulfhof möglichst nachhaltig auch mit erneuerbaren Energien arbeitet, muss er eventuell auf einen Teil der Förderung verzichten.
Vor allem interessant für: diejenigen, die sich für die Möglichkeiten der Sanierung und Nutzung historischer Gulfhöfe interessieren.
Deshalb berichten wir: Wir waren bei Holger Rodiek zu Besuch und haben uns den Stand der Arbeiten angesehen. Den Autor erreichen Sie unter: c.hock@zgo.de
„Es ist nicht die alte PV-Anlage“, sagt Bauherr und Gulfhof-Besitzer Holger Rodiek gegenüber dieser Zeitung. Er und seine Frau hätten eine neue Anlage geholt, die weniger Platz einnehme, sich besser einfüge und mehr Leistung habe. „Man sieht jetzt mehr vom Dach als vorher“, sagt er. Und die Anlage steht auch auf neuem Untergrund: Die rund 1100 Quadratmeter Dachfläche haben innen eine neue Holzverschalung bekommen und insgesamt wurden rund 15.000 Dachpfannen neu verlegt.
12 Prozent Fläche für PV, 12 Prozent weniger Förderung?
Diese Anlage hat aber ihren Preis, nicht nur aufgrund der Neuanschaffung. Denn laut den Vorgaben der Stiftung Denkmalschutz, das wurde bereits bei der Ankündigung der Baumaßnahmen klar, gehen Denkmalschutz und Photovoltaik nicht zusammen. „Rechtlich gibt es da eigentlich keine Diskussion“, sagt Rodiek. Das Land Niedersachsen erlaubt explizit Photovoltaik-Anlagen auch auf Baudenkmälern, begrüßt dies sogar. „Aber die Stiftung Denkmalschutz hat da eine andere Position.“ Entsprechend habe man sich jetzt zunächst darauf geeinigt, dass die Stiftung die versprochenen Fördermittel der Stiftung von 100.000 Euro gekürzt werden. Nämlich um rund zwölf Prozent oder: den Teil der Dachfläche, der mit der PV-Anlage besetzt ist.

Rodiek macht keinen Hehl daraus, dass das ins Kontor schlägt. „Die ganze Maßnahme war ja durchkalkuliert“, sagt er. Das Ehepaar trägt rund 40 Prozent der gesamten Investitionssumme von ungefähr 500.000 Euro alleine. 60 Prozent, bzw. nach aktuellem Stand entsprechend weniger, werden über Förderungen finanziert werden. So gibt der Landkreis Aurich 60.000 Euro dazu, das Land Niedersachsen sogar rund 118.000 Euro – und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz noch einmal 100.000 Euro, abzüglich 12.000 Euro.
Das sanierte Dach hat nun auch zwei steuerbare Dachfenster bekommen. Diese dienen der besseren Belüftung der auch als Veranstaltungsort genutzten Halle. Gerade für diese Veranstaltungen hat die Sanierung des Daches aber noch einen weiteren Vorteil gebracht. „Die Akustik ist deutlich besser geworden“, freut sich Rodiek. Die ersten Regenperioden hat das fertige Dach auch schon hinter sich. „Alles dicht“, so Rodiek.
Fenster werden nicht ostfriesisch-weiß
Man sei aber weiter in Gesprächen, sagt Rodiek. Ansonsten sei er mit dem Verlauf der Arbeiten zufrieden, auch wenn man eigentlich schon lange hätte fertig sein wollen. Vor allem aber die langen Regenperioden haben den Zeitplan durcheinander gebracht. Das habe aber auch seine gute Seite, sagt Rodiek. Denn erst jüngst sei ein altes Foto aufgetaucht. Das gibt nicht nur Auskunft über die Form der historischen Fenster, sondern in der Nachkolorierung auch über die Farbe. Und die war nicht, wie man in Ostfriesland annehmen mag, klassisch weiß.

„Tatsächlich waren die Fenster ganz ursprünglich grau“, sagt Rodiek. Das zeige sich auch, wenn man die Farbschichten an den historischen Fenstern auf dem alten Kornboden abträgt. Mehrere Schichten seien dabei zutage getreten – und die unterste sei eben grau. „Wie auch der alte Speckschrank, der erhalten ist“, sagt Rodiek. Künftig sollen dann die nachgebauten Fenster wahrscheinlich in eben diesem grau „erstrahlen“.
Der Ersatz der Fenster sowie eine neue Verfugung sind die nächsten Schritte, die bei der großen Baustelle anstehen. Spätestens Anfang kommenden Jahres sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Veranstaltungen werden im Kulturhof bis dahin dennoch angeboten. Als nächstes steht das Internationale Gitarrenfestival Anfang September an.
