Illegales Tuning Frisierte E-Bikes sind verboten schnell

Karin Lüppen
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Von Karin Lüppen
| 16.05.2023 12:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Wer kein Rennen (im Bild das 24-Stunden-Mountainbike-Rennen in Rieste) fahren will, braucht sein E-Bike eigentlich nicht aufzumotzen. Einigen Fahrern reichen 25 Stundenkilometer offenbar nicht. Foto: Friso Gentsch / DPA
Wer kein Rennen (im Bild das 24-Stunden-Mountainbike-Rennen in Rieste) fahren will, braucht sein E-Bike eigentlich nicht aufzumotzen. Einigen Fahrern reichen 25 Stundenkilometer offenbar nicht. Foto: Friso Gentsch / DPA
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Mit illegalen Hilfsmitteln kann man die Geschwindigkeit eines elektrisch angetriebenen Fahrrades locker verdoppeln. Das kann gefährlich sein.

Ostfriesland - Wer danach sucht, wird im Internet schnell auf Nachrüstsätze für E-Bikes stoßen. Mit einem relativ geringen Aufwand kann man sein elektrisch angetriebenes Fahrrad damit frisieren. Statt der vorgesehenen Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde wäre man damit doppelt so schnell unterwegs. Doch das ist nicht erlaubt.

Was und warum

Darum geht es: Mit einem E-Bike ist man flott unterwegs. Manchen reicht das offenbar nicht, sie frisieren den Elektroantrieb

Vor allem interessant für: Menschen auf dem Fahrrad

Deshalb berichten wir: Ich hatte einen Bericht über das illegale Tuning gelesen und war neugierig geworden.

Die Autorin erreichen Sie unter: k.lueppen@zgo.de

Die in normalen E-Bikes verwendeten 250-Watt-Motoren könnten grundsätzlich schneller fahren – sie werden jedoch bei 25 km/h gedrosselt, schreibt der Autoclub Europa (ACE) in einer Pressemitteilung. Mit Tuning-Kits kann man diese Sperre allerdings umgehen: „Dafür wird beispielsweise der angezeigte Tachowert halbiert, schon hilft das Fahrrad theoretisch bis Tempo 50 nach“, so der ACE.

ADFC warnt vor Gefahren

Nicht nur der ACE warnt von solchem Aufmotzen. Für eine derart hohe Geschwindigkeit seien die E-Bikes von ihrer Bauart nicht ausgelegt. „Das ist nicht ungefährlich“, sagt Hans-Hermann Joachim, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Hesel-Moormerland. Mit dem höheren Tempo wirken dann auch andere Kräfte auf den Rahmen und die Bremsen des Rades. Hinzu kommt: „Die anderen Verkehrsteilnehmer rechnen nicht mit einer derart hohen Geschwindigkeit“, sagt Joachim.

Es gibt E-Bikes, so genannte S-Pedelecs, die über einen stärkeren Antrieb verfügen und mit denen maximal 45 Stundenkilometer schnell gefahren werden kann. Aber für diese Räder braucht man einen Versicherungsschutz und somit ein Kennzeichen, wie man es von einem Mofa oder einem Roller kennt. Damit muss man auf der Straße fahren, zudem wird ein Helm Pflicht – wobei der ACE generell dazu rät, sich bei der Fahrt mit einem E-Bike einen Kopfschutz aufzusetzen, und damit nicht allein steht.

Bei Tuning drohen Strafen und Sperren

Während Hans-Hermann Joachim bereits E-Bike-Fahrern mit einem frisierten Fahrrad begegnet ist, hat die Polizei in Ostfriesland offenbar noch keine Bekanntschaft damit gemacht. „Das haben wir so noch nicht angetroffen“, sagt Wiebke Baden, Sprecherin der Polizeiinspektion Aurich-Wittmund, und ähnlich äußert sich Svenia Temmen, ihre Kollegin bei der Polizeiinspektion Leer-Emden. Sie geht davon aus, dass ein E-Bike mit einem derart hohen Tempo ohne Kennzeichen einer Streife auffallen würde.

Ein illegales Tuning würde dann wohl einen Verstoß gegen die Versicherungspflicht darstellen, außerdem hätte das aufgemotzte Rad keine Betriebserlaubnis. Der Fahrer oder die Fahrerin müsste einen Führerschein vorzeigen können – liegt der nicht vor, wäre es zusätzlich Fahren ohne Fahrerlaubnis. Das alles könnte laut ACE „eine empfindliche Geldstrafe“ nach sich ziehen. Wer noch keinen Führerschein hat, müsste mit einer Sperrfrist rechnen.

Baut man mit einem auf 50 Sachen frisierten Fahrrad einen Unfall, müsste man außerdem damit rechnen, dass die Haftpflichtversicherung nicht mehr greift. Deshalb könnte man „auf den Kosten sitzen bleiben – beispielsweise für Schmerzensgeld, Verdienstausfall, Reparatur, etc“, schreibt der ACE.

Hersteller reagieren auf Manipulation

Bei einem Fachhändler erkundigen sich offenbar wenige E-Bike-Besitzer nach dem Tuning. „Die Frage wird uns sehr selten gestellt“, sagt Sven Erlenborng von Fahrrad Erlenborn in Jheringsfehn, „und wir raten klipp und klar davon ab“. Vermutlich ist bekannt, dass die Tuning-Kits in Deutschland gar nicht verkauft werden dürfen. „Die bekommt man auch nicht bei Amazon“, sagt Erlenborn. Dafür müsse man ausländische Anbieter über das Internet aufrufen.

Doch auch er warnt vor den Folgen: „Im Prinzip hat man damit ein neues Fahrzeug gebaut.“ Die meisten elektrischen Motorroller seien von ihrer Bauart für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt, die in anderen Ländern damit auch erlaubt wären. Anders bei den E-Bikes, bei denen alle Bauteile auf die erlaubten 25 Stundenkilometer ausgelegt seien.

Reparatur im Zweifel ausgeschlossen

Allerdings habe sein Betrieb schon frisierte Bikes zur Reparatur bekommen. Bei älteren Modellen sei das noch relativ einfach möglich gewesen. „Wenn wir es bemerken, stöpseln wir es aus“, sagt Erlenborn. Liegt ein Problem mit dem Antrieb vor, könnte es sein, dass eine Reparatur nicht möglich ist. „Bosch schließt eine Reparatur eines frisierten Motors von vornherein aus“, sagt Erlenborn. Im Zweifel könne das Diagnosetool gar nicht mehr angeschlossen werden.

Das illegale Tuning kann nämlich bewirken, dass man mit dem Rad überhaupt nicht mehr vorwärts kommt: So berichten die VDI-Nachrichten, dass die Hersteller dem Umgehen der Motordrosselung auf andere Weise vorbeugen. Einige Modelle „erkennen“ die Manipulation. Die Motorunterstützung werde dann heruntergeregelt und im Display erscheine eine Fehlermeldung. Laut Erlenborn betrifft das vor allem die neueren Modelle, die Hersteller versuchten, dem Tuning auf diesem Weg zu begegnen.

Die Motorenhersteller lassen sich längst nicht mehr so leicht hineinpfuschen. Foto: Ortgies
Die Motorenhersteller lassen sich längst nicht mehr so leicht hineinpfuschen. Foto: Ortgies

Deshalb solle man davon unbedingt die Finger lassen. „Ich weiß gar nicht, was die Leute antreibt“, sagt Hans-Hermann Joachim. Die Unterstützung auf 25 km/h reiche doch völlig aus. Aber das sehen offenbar nicht alle so. Händler Erlenborn weiß, dass viele Radfahrer schnell an die maximale Unterstützung herankommen, obwohl das trotz des Motorantriebs Kraft erfordert. „Ostfriesen sind das Treten in den oberen Gängen gewöhnt“, ist seine Erfahrung. Mancher sehnt sich dann offenbar nach noch mehr Power. ADFC-Vorsitzender Joachim hat dafür kein Verständnis: „Das ist die pure Unvernunft.“

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