Verkehr
Jann-Berghaus-Brücke in Leer wird wegen Warnstreik gesperrt
Die Gewerkschaft Verdi und die Länder verhandeln einen neuen Tarifvertrag. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht. Deswegen ruft die Gewerkschaft zum Streik auf – mit Folgen für den Verkehr in Leer.
Leer - Wegen eines ganztägigen Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi ist an diesem Mittwoch die Jann-Berghaus-Brücke in Leer voll gesperrt. Die Beschäftigten aus dem Geschäftsbereich Aurich der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sind aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Wegen einer sogenannten Notdienstvereinbarung wird die wichtige Brücke den ganzen Tag hochgeklappt bleiben. Darin sei zwischen dem Land und der Gewerkschaft geregelt, dass die Brücke bei einem Streik für den Schiffsverkehr passierbar sein müsse, erläutert Gewerkschaftssekretär Daniel Vollbrecht auf Nachfrage. Die Ems kann am Mittwoch weder vom Kraftfahrzeugverkehr noch von Fußgängern und Radfahrern überquert werden. „Die Brücke bleibt aber ausreichend besetzt, damit sie im Notfall von Feuerwehr, Rettungsdienst oder Polizei befahren werden kann“, so Vollbrecht.
Die Beschäftigten treten um 0 Uhr in den Streik. Ab 11 Uhr ist ein Treffen auf der Westseite der Jann-Berghaus-Brücke geplant. Der Streik soll bis Mittwoch, 24 Uhr, dauern, so Vollbrecht. So lange gelte auch die Notdienstvereinbarung, die vorschreibt, dass die Brückenklappen oben bleiben müssen.
Auswirkungen der Sperrung
Von einer Sperrung der Jann-Berghaus-Brücke ist vor allem der Schüler- und Berufsverkehr aus dem Rheiderland in die Kreisstadt betroffen. Zahlreiche Busse bringen auf den Linien 605 und 607 (Leda-Bus), 620, 624 und 635 (Weser-Ems-Bus) sowie 651 und 652 (Jacobs Reisen) Schüler und weitere Fahrgäste nach Leer. „Die Verkehrsunternehmen wissen Bescheid, die Busse nehmen den Weg über die Autobahn“, schreibt Philipp Koenen, Pressesprecher des für die Schülerbeförderung zuständigen Landkreis Leer auf Nachfrage. „Auch die Schulen werden informiert.“ Verspätungen seien wegen der Sperrung nicht ausgeschlossen. Ein Fahrer rechnete am Dienstag gegenüber dieser Zeitung mit Verspätungen von 20 bis 35 Minuten – in Spitzenzeiten sogar 45 Minuten.
Der Landkreis Leer weist zudem daraufhin, dass Schüler aus Bingum, die normalerweise mit den Stadtbuslinien 651 und 652 fahren und eine Stadtbuskarte haben, nach der 7. und 8. Schulstunde für den Nachhauseweg die Busse von Weser-Ems-Bus nutzen können. „Jacobs Reisen fährt dann nicht“, teilt die Kreisverwaltung mit. Ausstiegspunkt in Bingum ist die Haltestelle „Leer (Ostfriesl.) B436“. „Morgens können jedoch die Stadtbusse von Jacobs Reisen die Schülerinnen und Schüler zur Schule fahren und sie auch nach der 5. und 6. Stunde noch zurückbringen“, so der Landkreis Leer.
Auch die Polizei hat sich auf den Warnstreik vorbereitet. Laut Sprecherin Svenia Temmen werden Beamte vor Ort sein und versuchen, den Verkehr so gut es geht zu regeln. Es gehe darum, Gefahrensituationen zu vermeiden.
Keine Einigung im Tarifkonflikt
In der laufenden Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder habe die Arbeitgeberseite auch in der zweiten Verhandlungsrunde am 1. und 2. November kein Angebot vorgelegt und provoziere die Beschäftigten mit Gegenforderungen zur Absenkung des Lohnniveaus, schreibt Verdi in einer Mitteilung. „Das Verhalten der Arbeitgeber ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten und hat mit Wertschätzung nichts zu tun“, wird Gewerkschaftssekretär Jürgen Jakobs zitiert. „Wer Streiks provoziert, bekommt sie auch.“
Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro. Diese Forderung ist aus Verdi-Sicht gerechtfertigt und auch finanzierbar. Die Beschäftigten hätten mit ihrer Arbeit in der Corona-Krise das Land zusammengehalten. Auch zukünftig brauche es gutes und motiviertes Personal im öffentlichen Dienst, um die Daseinsvorsorge garantieren zu können.
Vor der nächsten Tarifrunde in der kommenden Woche sind laut Gewerkschaftssekretär Daniel Vollbrecht weitere Streiks in ganz Ostfriesland geplant. Dann könnte auch die Jann-Berghaus-Brücke noch einmal betroffen sein.