Was Sie heute wissen müssen

Der Tag nach dem Tornado | Gerüchteküche | Kunst?

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Eine Kolumne von Carmen Leonhard
| 18.08.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Es war ein Montagabend wie so viele zuvor in Berumerfehn. Doch dann passierte das Unfassbare. Ein mächtiger Sturm bahnte sich seinen zerstörerischen Weg durch das Dorf in der Gemeinde Großheide. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sollte Stunden später bestätigen: Es handelte sich tatsächlich um einen Tornado, genauer: einen mittelschweren Tornado der Klasse F2 mit geschätzten Drehgeschwindigkeiten zwischen 180 und 250 Stundenkilometern. Mittendrin: Johanne Reemts und ihr Mann. Die beiden saßen vor dem Fernseher, als das Bild schlechter wurde, der Wind am Haus rüttelte - und die Naturgewalt losbrach. „Wir haben uns auf den Boden geworfen. Ich hatte solche Angst. So eine Angst hatte ich noch nie in meinem Leben.“ Nach einer schlaflosen Nacht schilderte die Ostfriesin am Morgen unserem Reporter Daniel Noglik, wie sie das Unwetter erlebt hat. Die Schäden allein auf dem Grundstück der Familie sind enorm. Die Scheiben des Autos eingeschlagen, das Dach zerstört, auch die Photovoltaik-Anlage, den Wintergarten und den Pool im Garten hat es erwischt. „Sogar das andere Auto in der Garage ist kaputt“, so ihre Auflistung. Mehr als 50 Häuser in Berumerfehn und Umgebung hat der Tornado getroffen, fünf davon so stark, dass sie nicht mehr bewohnbar sind. Das ganze Ausmaß der Schäden wurde gestern Vormittag deutlich. Lesen Sie hier Daniel Nogliks Reportage aus einem Dorf, das sich ans Aufräumen macht. Bei seinem Rundgang wurde der Kollege von unserem Fotografen Klaus Ortgies begleitet - dessen Aufnahmen sehen Sie in dieser Bildergalerie.

Bilder und Videos des Tornados machten am Montagabend in sozialen Netzwerken rasend schnell die Runde - und es machten sich zum Leidwesen der Einsatzkräfte auch viele Katastrophentouristen direkt auf den Weg nach Berumerfehn. Wie Kreisfeuerwehrsprecher Manuel Goldenstein gestern bestätigte, behinderten die Schaulustigen teilweise sogar die Arbeiten der Einsatzkräfte. Die Feuerwehr habe sich genötigt gesehen, die Straßen weiträumig abzusperren. Einen Überblick über die Lage am Tag danach gibt mein Kollege Claus Arne Hock in seinem Artikel. Er hat auch mit Bürgermeister Fredy Fischer gesprochen, der angesichts der Zerstörung erleichtert war, das nach bisherigen Erkenntnissen kein Mensch verletzt oder gar getötet wurde. „Die Aufräumarbeiten werden uns noch länger beschäftigen“, so Fischer, der auch am Dienstagabend noch vor Ort war.

Der Bürgermeister zeigte sich beeindruckt vom großen Zusammenhalt der Menschen, von der enormen Hilfsbereitschaft. Auch zahlreiche OZ-Leser wollen etwas tun, wollen helfen - und haben sich an uns gewandt. Ob „Ein Herz für Ostfriesland“ nicht eine Spendenaktion starten kann? Uwe Boden, Anzeigenleiter bei der Zeitungsgruppe Ostfriesland und gleichzeitig Geschäftsführer des ZGO-Hilfswerks, sicherte zu, die Möglichkeiten auszuloten.

Via Facebook und Whatsapp verbreiten sich nicht nur Fotos und Filme in Windeseile, sondern auch Gerüchte werden fleißig geteilt. Gestern sahen sich Polizei und Staatsanwaltschaft veranlasst, auf Spekulationen über eine Gewalttat im Rheiderland zu reagieren: In Wymeer sei ein Mann mit Schuss- oder Stichwunden zusammengebrochen, waberte es aus der Gerüchteküche. Was ist dran? Vera Vogt berichtet.

Der Fall möglicher Impfungen mit Kochsalzlösungen im Landkreis Friesland lässt unseren Reporter Andreas Ellinger nicht los. Die neue Ermittlungsgruppe „Vakzin“ der Polizeidirektion Oldenburg soll jetzt klären, ob im Impfzentrum Roffhausen von einer Krankenschwester mehr als die bislang bekannten sechs Spritzen manipuliert wurden. Die Polizei berichtet von „sich verdichtenden Hinweisen“, dass seitens der Beschuldigten weitere Manipulationen von Corona-Impfungen vorgenommen worden sein könnten. Und: „Eine kritische Haltung zum Thema Impfungen“ könne als Motiv „nicht ausgeschlossen werden“. Hier lesen Sie dazu mehr.  

Zum Abschluss habe ich noch etwas Kurioses für Sie: In der Stadt Emden für die Aktion „Komplizenschaft“ aufgestellte Möbel wurden von Unbekannten demoliert. Warum das Landesmuseum sich daran nicht stört? Erst so werden Kunstwerke draus, wie es hier heißt. Anderswo sagt man: Schrott.

Was heute wichtig wird:

  • Auf ihr Schützenfest wollen die Esenser auf keinen Fall ein zweites Mal verzichten. So wie vor der Pandemie wird es aber trotzdem nicht aussehen: keine Partyzelte, keine Umzüge, kein Feuerwerk. Imke Oltmanns berichtet, wie dieses Jahr gefeiert wird.
  • Im Januar hat in Leer ein 38-jähriger Koch mit einem Messer auf seinen Kollegen eingestochen - mit tödlichen Folgen. Das Urteil im Prozess gegen den Mann am Landgericht Aurich wird heute erwartet. Bettina Keller verfolgt die Verhandlung.
  • Der Tourismus lag monatelang brach wegen der Pandemie. Wie sind die Inselflieger durch diese Krise gekommen? Michael Hillebrand hat nachgefragt.
  • Heute beginnt mit dem Abriss des Parkhauses der Umbau des Zentralen Omnibusbahnhofes in Leer. Doch nicht nur die Busreisenden profitieren. Am Bahnhof soll noch mehr passieren. Was genau, berichtet Nikola Nording.
  • Seit 2005 hat die Manslagter Awo-Gruppe mehr als 10.000 Euro für den guten Zweck gesammelt. Jetzt steht die Gruppe vor dem Aus. Michael Hillebrand erzählt die Geschichte.

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